Ingwer gegen Krebs
Seit 20 Jahren erforschen Wissenschaftler auf der ganzen Welt die Wirkung von Ingwer gegen Krebs, oft mit äußerst vielversprechenden Ergebnissen. Zahlreiche vorklinische Studien bestätigen mittlerweile, dass die Wirkstoffe im Ingwerextrakt unter Laborbedingungen gegen Lungenkrebs, Hautkrebs, Prostatakrebs, Leberkrebs, Eierstockkrebs, Brustkrebs, Nierenkrebs, Darmkrebs, Leukämie etc. ankämpfen.
Die Mechanismen, die Ingwerextrakt in den Krebszellen auslöst, sind teilweise schon enthüllt. Zum Beispiel gegen Prostatakrebs, einem der häufigsten Krebsarten bei Männern, hat der Ingwerextrakt ein ganzes Arsenal an Wirkmechanismen. Wissenschaftler an der Georgia State University (USA) publizierten 2012 die erste Studie, die Erfolge auch in vivo, also an lebenden Mäusen, nachweisen konnten.1
Zur Herstellung des Ingwerextrakts nahmen die Forscher frischen Ingwer vom Bauernmarkt, aus dem sie mit Methanol-Extraktion über vier Tage hinweg ein relativ breites Spektrum an Inhaltsstoffen herausholten. Anschließend wurde der Extrakt vakuumiert und gefriergetrocknet zu einem Pulver. Mit diesem „whole ginger extract“ beschreiten die Amerikaner bereits den Weg in Richtung holistischer Pflanzenextrakte.
Wie Ingwer-Extrakt den Krebs angreift
So vielfältig wirkte der Ingwerextrakt der US-Forscher gegen die Prostatakrebszellen im Labor:
- gesteigerter Zellzyklus von Krebszellen wurde gestört
- Reproduktion der Tumorzellen wurde unterbunden
- Moleküle für den Zellzyklus und programmierten Zelltod wurden verändert
- Programmierter Zelltod der Tumorzellen wurde eingeleitet
Der mit Ingwerextrakt behandelte Prostatakrebs soll bei Labormäusen auf weniger als die halbe Größe geschrumpft sein.
Bemerkenswert ist, dass keine toxischen Nebenwirkungen vom Ingwerextrakt berichtet werden: In den Versuchen zeigten die Wirkstoffe keinen negativen Einfluss auf gesundes Gewebe der Labormäuse.
Auch bei Eierstock-Tumoren konnte eine iranische Forschergruppe im Labor einen ähnlichen Mechanismus identifizieren, mit dem Ingwerextrakte den programmierten Zelltod von Eierstock-Krebszellen auslöste.2 Auf diese Weise wird das Wachstum des Krebses stark eingeschränkt.
Ingwer in der Krebstherapie beim Menschen?
So vielversprechend die zahlreichen Studien zu Ingwerextrakt auch sein mögen – bisher handelt es sich fast immer um Versuche an Zellkulturen und Kleintieren. Der Weg vom Labor ins Behandlungszimmer ist weit: Nach aktuellem Stand (2017) liegen keine klinischen Studien an Krebspatienten vor, die erfolgreich mit Ingwerextrakt allein den Krebs besiegt haben. Letztlich muss jeder entscheiden, ob er auf Basis der vorhandenen in vitro Studien eine Therapie durch ein möglichst naturbelassenes Ingwer-Extrakt ergänzt.
Ingwer gegen Nebenwirkungen der Chemotherapie
Gute Nachrichten gibt es trotzdem für alle, die den Krebs mit Chemotherapie bekämpfen. Eine Forschergruppe aus Thailand untersuchte die Wirkung von Ingwer für Patienten, bei denen kürzlich Krebs entdeckt wurde und die deswegen eine Chemotherapie begannen.3 In einer Pilotstudie erhielten die Krebspatienten schon drei Tage vor Beginn der Chemotherapie die erste Dosis Ingwerextrakt. Nach zwei Monaten täglicher Einnahme wurde bei diesen Patienten deutlich verbesserte antioxidative Aktivität gemessen im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Zusätzlich ist Ingwer seit jeher ein effektives Hausmittel gegen Übelkeit – eine der zermürbenden Nebenwirkungen der Chemotherapie. Neueste Veröffentlichungen schlagen deswegen eine Kombinations-Therapie vor, die Chemotherapie mit Ingwerextrakt kombiniert.4 Es wird vermutet, dass so die krebsbekämpfende Wirkung verstärkt und die unangenehmen Nebenwirkungen verringert werden.
Synthetisches 6-Gingerol vs. Holistisches Ingwerextrakt
Was genau macht den Ingwer so wirksam gegen Krebs? Die Knolle enthält eine Vielzahl Stoffe, von denen ein Wirkstoff die meisten Schlagzeilen macht: 6-Gingerol. In fast allen Studien zur Wirkung von Ingwer gegen Krebs wurde 6-Gingerol (6-GN) getestet, teilweise auch die in geringeren Mengen enthaltenen Varianten des Moleküls mit etwas kürzerer Kohlenstoffkette (4-Gingerol) bzw. etwas längerer Kette (8-Gingerol und 10-Gingerol). Vielleicht hast Du auch schon von „Shogaol“ gehört – auch das ist im Prinzip Gingerol, das durch Erhitzen eine kleine funktionelle Gruppe weniger hat.5
Es könnte aber ein Trugschluss sein, deswegen allein auf 6-Gingerol zu setzen. Man kann den Wirkstoff heutzutage synthetisch herstellen. Allerdings geht damit die einzigartige Kombination mit weiteren Inhaltsstoffen, wie etwa Zingerone verloren. Schon in den 80-er Jahren wiesen indische Forscher auf die ausbalancierte Wirkung von Ingwerextrakt hin, mit der sich unerwünschte Eigenschaften der Einzelteile in der Summe ausgleichen.6 Wenn Du also die ganze Kraft des Ingwers nutzen willst, solltest Du auf ein ganzheitliches Ingwerextrakt setzen.
Quellen
- Karna, P. et al. Benefits of whole ginger extract in prostate cancer. In: The British Journal of Nutrition, Februar 2012.
- Pashaei-Asl, R. et al. The Inhibitory Effect of Ginger Extract on Ovarian Cancer Cell Line; Application of Systems Biology. In: Advanced Pharmaceutical Bulletin. 2017
- Danwilai, K. et al. Antioxidant activity of ginger extract as a daily supplement in cancer patients receiving adjuvant chemotherapy: a pilot study. In: Cancer management and research, Januar 2017.
- Saxena, R. et al. Ginger augmented chemotherapy: A novel multitarget nontoxic approach for cancer management. In: Molecular Nutrition & Food Research, März 2016.
- Semwal, R. et al. Gingerols and shogaols: Important nutraceutical principles from ginger. In: Phytochemistry, Juli 2015.
- Nagabhushan, M. et al. Mutagenicity of gingerol and shogaol and antimutagenicity of zingerone in salmonella/microsome assay. In: Cancer Letters, August 1987.