Galgant
Die Familie der Ingwergewächse hat eine Reihe von prominenten Vertretern. Während der klassische Ingwer (Zingiber officinale) als beliebtes Haus- und Heilmittel, sowie in der Küche seinen Weg in die deutschen Supermärkte gefunden hat, entwickelt sich Kurkuma (Curcuma longa) zum wohl erfolgreichsten Superfood der Welt, dem beinahe schon pharmakologische Eigenschaften nachgesagt werden. Doch es gibt noch weitere Vertreter dieser berühmten Wurzelfamilie, die bislang zu Unrecht noch wenig Aufmerksamkeit erfahren haben. Einer von ihnen ist der Galgant (Alpinia officinarum), auch echter Galgant, Galgantwurzel, kleiner Galgant, oder Siam-Galgant genannt.
Herkunft
Galgant stammt, wenig überraschend, ursprünglich aus Asien. Wahrscheinlich wurde er zunächst in Südostasien kultiviert und fand im Mittelalter über die Seidenstraße seinen Weg nach Europa. Hildegard von Bingen, eine bekannte Universalgelehrte des Mittelalters, die uns zahlreiche Empfehlungen in der Pflanzenheilkunde hinterlassen hat, kannte den Galgant bereits. Sie bezeichnete die Wurzel als Gewürz des Lebens und war der Meinung, dass er vor allem gut für Herzleiden und Magen-Darm-Beschwerden sei. Darüber hinaus wurde dem Galgant im Mittelalter eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt, was seine Beliebtheit natürlich noch steigerte.
Heutzutage wird der Galgant ähnlich wie Ingwer und Kurkuma vor allem in Südostasien angebaut, speziell in Thailand und China. Dort findet er Verwendung in der Küche, sowie in traditionellen Heilverfahren. Hierzulande taucht Galgant selten in den Gewürzregalen auf, lediglich als Bestandteil bestimmter Gewürzmischungen wie Currypulvern findet er hin und wieder Verwendung.
Verwendung und Lagerung
Die Verwendung von Galgant ähnelt in vielerlei Hinsicht der von Ingwer, in Asien wird er quasi als weniger scharfe Alternative genutzt. Sein Geschmack ist scharf-pfeffrig mit einer zitronigen Note. Er kann getrocknet und gemahlen werden, oder als frische Wurzel Verwendung finden. Galgant wird in der asiatischen Küche als scharfes Gewürz verwendet und findet sich in zahlreichen thailändischen, indonesischen und malaysischen Rezepten wieder.
Genau wie Ingwer kann Galgant aber auch einfach als Tee getrunken werden. Dazu muss man lediglich getrockneten, oder kleingeschnittenen frischen Galgant mit kochendem Wasser überbrühen und ziehen lassen.
Getrockneter und gemahlener Galgant sollte wie die meisten Gewürze am besten trocken und lichtgeschützt gelagert werden, damit er unter Sonneneinstrahlung nicht sein charakteristisches Aroma verliert. Frischer Glagant, wenn man ihn denn hierzulande in die Finger bekommt, sollte am besten in Klarsichtfolie eingewickelt im Kühlschrank aufbewahrt werden. Dort sollte er sich ohne Probleme zwei bis drei Wochen frisch halten. Gegebenenfalls kann man den Galgant natürlich auch selber trocknen, um seine Haltbarkeit zu erhöhen. Dazu muss man ihn schälen, in kleine Stücke schneiden und auf einem Backblech verteilt im Ofen backen.
Gesundheitlicher Nutzen
Auch beim Thema Gesundheit eifert Galgant dem Ingwer in vielen Dingen nach. So finden sich in der Wurzel ähnlich wie beim gelben Verwandten ätherische Öle, Gingerole, Gineol, Diarylheptanoide, Flavonoide, Gerbstoffe und das sogenannte Galangol. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Einnahme von Galgant unter anderem empfohlen bei Kühle-Schmerz im Bauch, Magen-Kälte, Erbrechen, Aufstoßen und Sodbrennen. Das deckt sich durchaus mit Erkenntnissen, die in Studien zu Ingwer und eben auch Galgant gewonnen wurden.
Die Zahl der Studien, die sich mit Galgant auseinander gesetzt haben, ist jedoch ziemlich gering, das wissenschaftliche Interesse ist eher auf Curcuma und Ingwer ausgerichtet. Trotzdem gibt es einige interessante Ergebnisse.
So konnte eine indische Studie aus dem Jahr 2010 zeigen, dass Extrakte gewonnen aus Galgant ein starkes antimikrobielles Potential besitzen. So wirkten die Extrakte effektiv gegen häufige Erreger wie Staphylococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa, Bacillus cereus und Escherichia coli, jedoch nicht gegen die in der Studie getesteten Pilze. Außerdem hielten die Versuchsleiter fest, dass die Galgant-Extrakte ein starkes antioxidatives Potential besaßen.
Eine wahrscheinlich noch interessantere Studie von 2013 befasste sich mit der Wirkung von Galgant, Ingwer und Curcuma auf akute monozytäre Leukämie, eine Form von Blutkrebs. Es handelt sich dabei um eine In-vitro Studie an Zellen in einer Petri-Schale, sodass die Ergebnisse nicht einfach auf den lebenden Menschen übertragen werden dürfen. Trotzdem kann man in solchen Untersuchungen erste Erkenntnisse über das gesundheitliche Potential von Lebensmitteln, bzw. deren Wirkungsweisen gewinnen. In dieser Studie erwiesen sich tatsächlich alle drei Wurzeln als effektiv in der Bekämpfung der Krebszellen. Es scheint demnach fast so, als würde der Galgant seinen beiden bekannteren Verwandten in nichts nach zu stehen. Es bleibt abzuwarten, ob sich Galgant zukünftig öfter in europäischen Küchen finden wird, und ob er vielleicht sogar dem Ingwer und Curcuma Konkurrenz machen könnte.
Quellen:
- 1Srividya, a R., Dhanabal, S. P., Misra, V. K., & Suja, G. (2010). Antioxidant and Antimicrobial Activity of Alpinia officinarum. Indian Journal of Pharmaceutical Sciences, 72(1), 145-148. https://doi.org/10.4103/0250-474X.62233
- 2Omoregie, S. N., Omoruyi, F. O., Wright, V. F., Jones, L., & Zimba, P. V. (2013). Antiproliferative activities of lesser galangal (Alpinia officinarum Hance Jam1), turmeric (Curcuma longa L.), and ginger (Zingiber officinale Rosc.) against acute monocytic leukemia. Journal of Medicinal Food, 16(7), 647-655. https://doi.org/10.1089/jmf.2012.0254